Primus Truber

Titelfoto: Im Jahr 2008, anlässlich des 500sten Geburtstags von Primus Truber,  schenkte der slowenische Bildhauer Mirsad Begic der St.-Mang-Kirchengemeinde zwei Bronzereliefs. Eines zeigt St. Mang, das andere Primus Truber. Das Titelfoto zeigt Begic (im Mantel) bei der Suche nach der besten Position für seine Werke an der Südseite der St.-Mang-Kirche.

Primus Truber -
der (fast) vergessene Retter in der Not

Primus Truber war von 1553 bis1561 an der Kemptener St. Mangkirche lutherischer Pfarrer. Das ist nicht so selbstverständlich, wie es klingt, denn in den Jahren zuvor hatte sich die Reichsstadt nach heftigen Streitigkeiten für den zwinglianischen Zweig der Reformation entschieden.  Aber dann war es im Mai 1548 unter Kaiser Karl V. zum so genannten "Augsburger Interim" gekommen.  Es führte alle katholischen Gebräuche wieder ein und erlaubte den evangelischen Ständen lediglich den Laienkelch und die Priesterehe. Alles, was in der zwinglianischen Zeit mit solcher Leidenschaft abgeschafft worden war, kam zurück. 

Die Bürger mussten dulden, dass Fahnen, Kreuze, Bilder wieder in die St. Mangkirche einzogen. Kerzen brannten, Weihrauch wurde verwendet und die Weihwasserbecken wieder gefüllt. Die Priester trugen die alten Gewänder und auf dem Altar lagen bunte Tücher. Die Feiertage, die bis auf Ostern, Weihnachten und Pfingsten abgeschafft worden waren, wurden wieder eingeführt.

Die Kemptener antworteten auf diese Maßnahmen mit passivem Widerstand. Da wendete sich das Blatt 1552 erneut. Moritz von Sachsen wurde Kurfürst. Er schlug sich wieder auf die evangelische Seite und überrumpelte den Kaiser in Innsbruck, sodass der nur mit Mühe fliehen konnte. Daraufhin wurde im Passauer Vertrag den evangelischen Ständen erneut Stillstand bis zum nächsten Reichstag 1555 in Augsburg gewährt. Im Vorgriff entließen die Kemptener schon einmal ihre Interimspriester, aber es war klar, dass die zwinglianische Form der Reformation nicht durch den kommenden Religionsfrieden geschützt sein würde. Kempten musste zur lutherischen Kirche zurück finden und der Rat suchte einen starken Mann, der Ordnung schaffen konnte.


Befriedung für die Reichsstadt

Sie fanden ihn in Rothenburg ob der Tauber. Primus Truber, Theologe und Pfarrer, entwirft für Kempten eine Kirchenordnung, die mit den bisherigen zwinglianischen Formen bricht, sich aber doch von den reicheren Formen der Nürnberger Lutheraner unterscheidet. Besonders liegt ihm die Wiedergewinnung des Heiligen Abendmahls am Herzen, das nur noch viermal im Jahr gefeiert wurde. Die Wiedereinführung des Orgelspiels gelingt allerdings erst seinem Nachfolger. Trotzdem ist Truber einer der bedeutendsten Männer, die je in Kempten ein öffentliches Amt bekleidet haben, weil er eine Kulturleistung vorweisen kann, die bis heute nachwirkt. Zwischen 1557 und 1560 übersetzt er in seiner Kemptener Studierstube das Neue Testament in seine Muttersprache.  Das ist umso bemerkenswerter als diese Sprache bis dahin nur in gesprochener Form existiert. Er schafft die dazugehörende Schriftsprache. 


Inzwischen fast vergessen

1561 verlässt Truber Kempten. Er geht zunächst nach Urach, dann nach Laibach und beschließt sein Leben zuletzt 1586 in Derendingen bei Tübingen. Anders als in Württemberg, wo Strassen und Gymnasien seinen Namen tragen erinnert in Kempten nur eine kleine Tafel an den großen Mann. Und jetzt auch das Relief an der St.-Mang-Kirche.